Mein Name ist Rüdiger Schulze. Ich bin Geschäftsführer (CFO/ COO) Smart/Lab und Experte für Digitalisierung in der Energiewirtschaft. Im arbeite seit 2014 im Themenbereich „Telco & Energy“, also den Marktgang für Kunden der Telekommunikations- und Energiebranche. Ursprünglich habe ich in Berlin Betriebswirtschaft und Rechtswissenschaften studiert. In einem postgraduierten Studium mit Fokus Internationale Beziehungen und Technologie habe ich an der Universität Zürich einen Executive Master of Business Administration erworben.

„Die Geschäftsmodelle der Etablierten erodieren.“

Rüdiger Schulze

Rüdiger Schulze

Ich beschäftige mich mit Veränderungen der Geschäftsmodelle in der Energiewirtschaft. Ausgelöst durch die Digitalisierung, neue Kundenanforderungen, neue Technologien, die Energiewende sowie aufgrund der fortschreitenden Liberalisierung. Vor allem jedoch interessiert mich die zunehmende Konvergenz der Branchen im Zeitalter der Plattformökonomie – nicht nur zwischen der Telekommunikation und der Energiewirtschaft, sondern die cross-funktionale Konvergenz der Branchen generell! Es ist faszinierend zu beobachten, wie die bestehenden Geschäftsmodelle der Etablierten langsam aber sicher erodieren: Zum Beispiel, wie durch die Bündelung von Leistungen vollkommen neue, branchenübergreifende Produkte und Services entstehen und sich in der Folge die heute bekannten Kundenschnittstellen teilweise vollständig und irreversibel verschieben.

Ich glaube beispielsweise nicht, dass in 15 Jahren jemand noch aktiv an seinen Energieversorger, seine Bank oder an sein Versicherungsunternehmen denkt und individuelle Verträge mit diesen abschliesst. Die Gesellschaft wird mehr in Bedürfnissen wie „Wohlfühlen“ oder „Sicherheit“ denken und es wird Unternehmen geben, die genau um diese Bedürfnisse neue Service-Ökosysteme entwickeln. Diese Unternehmen werden es sein, zu denen wir noch eine Kundenschnittstelle besitzen. Alle anderen werden lediglich „Zulieferer“ sein.

„Ich bin begeistert von den Chancen und Möglichkeiten, die sich uns durch die Digitalisierung bieten!“

Mit meinem bodenständigen Studienschwerpunkt Finance & Controlling habe ich meine Karriere in der „Post-Unbundling“-Zeit der Energiewirtschaft damit begonnen, neue finanzielle Steuerungsverfahren für die neu entstandenen, desintegrierten Unternehmensstrukturen zu definieren. Später arbeitete ich für die Telekommunikation und habe den permanenten Umbau dieser effizienzgetriebenen Branche in verschiedenen grösseren Transformationsprogrammen begleitet. Im Laufe der Zeit wurde mir deutlich, dass die schon in den 2000er Jahren beschworene technische Integrationen von IT-Systemen und die damit erwartete Effizienzsteigerung am Ende doch ein wenig langsamer und beschwerlicher voranging, als erwartet. Aus heutiger Sicht muss man aber sagen, dass die Entwicklung richtig war und unaufhaltsam ist. Die anfänglichen Hürden von System- und Medienbrüchen, unterschiedlichen Datenstrukturen oder zu geringer Performance sind mit heutigen Tools und technischen Möglichkeiten bereits Vergangenheit. In Zeiten von Robotic Process Automation (RPA) und selbstlernender, künstlicher Intelligenz (Artificial Intelligence) wird es in absehbarer Zeit solche Projekte – wie ich sie die letzten Jahre begleitet habe – nicht mehr geben.

Wahrscheinlich werden auch viele der klassischen Funktionsbereiche, wie beispielsweise meine Ursprungsdomäne, den Finanzbereich, in wenigen Jahren so nicht mehr benötigt. Denn der Grossteil der Prozesse wird automatisiert. Die Digitalisierung hat damit meinen ursprünglichen persönlichen fachlichen Schwerpunkt, den Finanzbereich, innerhalb weniger Jahre obsolet gemacht.

Das Ausmass und die Geschwindigkeit dieser Veränderungen finde ich sehr beeindruckend. Es begeistert mich, welche Chancen und Möglichkeiten sich uns durch die Digitalisierung bieten – im Allgemeinen und ganz konkret in der Energiewirtschaft. „Prognosen sind schwierig, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen.“ ist ein berühmtes Zitat von Nils Bohr, welches sicherlich auch gilt, wenn wir über die Auswirkungen der Digitalisierung für uns nachdenken. Ich glaube aber, dass es nicht nur eine Frage der Nuancen sein wird, wenn wir über unsere Zukunft in Zeiten der Digitalisierung nachdenken. Die Veränderungen werden so umfassend sein, dass wir selbst mit den kühnsten und ambitioniertesten Projektionen für die Welt in zehn Jahren weit hinter der zukünftigen Realität liegen werden.

„Mein Ziel ist es, meine Kunden dabei zu begleiten Veränderungen nicht als Bedrohung zu verstehen.“

In der Energiewirtschaft werden wir die Kraft der digitalen Disruption vermutlich über die gesamte Wertschöpfungskette erleben. Von der Erzeugung bis zum Vertrieb bleibt kein Stein auf dem anderen. Die heutigen integrierten Versorger sind wahrscheinlich am besten positioniert. Sie werden ihre Kenntnis der lokalen Märkte und verschiedener Produkte als zentralen USP verstanden haben und nicht mehr nur als historische Altlasten, welche Quersubventionen erfordern. Weitere Services werden hinzugekommen sein, ergänzt durch Partnerschaften mit lokalen und internationalen Unternehmen anderer Branchen. Einzelne Leistungen werden über externe Vertriebskanäle überregional vertrieben. Es wird neue Produktbündel geben. Insgesamt werden wir eine deutlich höhere Komplexität im Portfolio und dessen Steuerung vorfinden, welche durch flexible IT-Strukturen unterstützt wird: IT-Strukturen, die eine kurzfristige Aufnahme neuer Produkte und Services erlauben und eine schnelle Integration neu akquirierter Unternehmen in CRM- und Billingprozesse sicherstellen.

In meiner Arbeit beschäftige ich mich viel mit neuen Ideen und schätze dabei sehr, dass ich kontinuierlich gezwungen bin, mich neu einzuarbeiten, Bewährtes in Frage zu stellen oder einfach Bekanntes hinter mir zu lassen. In meinem Beruf und meiner Rolle bereitet es mir Freude permanent den Transfer zwischen Neuem und Bestehendem zu begleiten. Mein Ziel ist es, meine Kunden dabei zu begleiten, Veränderungen nicht als Bedrohung zu verstehen, sondern diese als Chance zu sehen, die Zukunft gestalten zu können.

„Nur wer genau weiss was er tut, hat am Ende eine Chance auf Erfolg.“

Sofern es die Zeit erlaubt, bin ich in meiner Freizeit viel in den Bergen der Alpen und geniesse die scheinbar grenzenlose Weite. Am Bergsport fasziniert mich neben der Natur vor allem die nötige Konzentration und der erforderliche Fokus: Nur wer genau weiss was er tut, minimiert die Risiken und hat am Ende eine Chance auf Erfolg!